Vor zwei Jahren haben wir angefangen, uns in diesem Channel mit verschiedenen Themen rund um Männlichkeit und Sexismus auseinanderzusetzen und dazu persönliche, theoretische oder praxisnahe Texte zu verfassen. Bezeichnenderweise haben wir brennende feministische Fragen, die sich bezüglich Männlichkeit sofort stellen sollten, oft erfolgreich umschifft:
Warum gibt es so viel häusliche und sexualisierte Gewalt gegen Frauen? Warum sind Männer gewalttätig? Wer spricht darüber und wer eben nicht? Warum sind dem Anschein nach manche Männer gewalttätig und andere ‘die Guten’? Warum spielt Gewalt in der Auseinandersetzung mit Männlichkeit so selten eine Rolle? Warum stehen Betroffene von sexualisierter Gewalt in politischen Gruppen mit feministischem Anspruch eigentlich so oft alleine da? Wie müssten Männer zu dieser Gewalt Position beziehen?
Um uns diesen Fragen nun zu nähern, werden wir in den nächsten Monaten verschiedene Themen rund um Männlichkeit und Täterschaft behandeln. Wir werden uns mit den Zusammenhängen zwischen Misogynie und Männlichkeit, Täterschaft, Rape Culture und Täterschutz auseinandersetzen und über Täterarbeit und die Verbindungen zur ‘kritischen Männlichkeit’ schreiben.
Wir wollen insbesondere keine gemütliche, gute Männlichkeit anbieten, auf die Mann sich ganz bequem beziehen kann. Wir wollen dahin kommen, wo es unbequem wird und genau an den Stellen weiter nachhaken. Die Auseinandersetzung richtet sich dabei aber nicht nur und nicht primär an Männer, Täter und potentielle Täter. Besonders für Betroffene männlicher Gewalt ist das Wissen um Zusammenhänge zwischen Täterschaft und Männlichkeit und die verschiedenen Mechanismen der Gewalt ein Werkzeug im Kampf gegen sexuelle Gewalt. Wenn wir Zusammenhänge schneller erkennen, uns nicht manipulieren lassen und checken, dass das Verhalten des übergriffigen Typs in unserer Gruppe System hat, dann sind wir für den Kampf gegen patriarchale Gewalt besser gewappnet und können auf Vorfälle sexueller Gewalt solidarisch und konsequent reagieren. Diejenigen, die von Männlichkeit profitieren, können wir zur Verantwortung ziehen und eine aufrichtige Auseinandersetzung einfordern.
Den Männern und denjenigen, die einen Bezug zu Männlichkeit haben, wollen wir eine Grundlage bieten, sich mit ihrer Männlichkeit und Verstricktheit in männliche Gewalt auseinanderzusetzen, gerade wenn ihr glaubt, ihr hättet das eigentlich nicht nötig. Die Texte werden dennoch keine “Checkliste zum guten Mann” sein, sondern bieten in ihrer Kürze Denkanstöße und Impulse für eine Auseinandersetzung. Seid dabei ehrlich mit euch selbst, fühlt die unangenehmen Gefühle, sprecht mit euren Kumpels und weicht nicht aus. Ihr seid gemeint!
In den folgenden Monaten werden wir also wieder Texte veröffentlichen, die dafür ein Anfang sein können. Zeigt sie euren Verbündeten, Freund*innen, Partnern, kritischen Männergruppen, Genoss*innen, Mitbewohner*innen, Verwandten, Tätern und den ‘guten’ Männern.
Weiterhin freuen wir uns immer über Kritik per Mail und wenn ihr den Kalender mit Menschen in eurem Umfeld teilt.
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