Misogynie: Abschluss

Wir haben in den letzten Texten verschiedene Aspekte von Misogynie aufgegriffen. Natürlich ist unser Bild unvollständig. Trotzdem war es uns wichtig, einen Eindruck davon zu vermitteln, wie präsent und allgegenwärtig Misogynie ist. Misogynie ist in unserer Kultur angelegt und wir alle lernen und verinnerlichen sie von klein auf. Unter diesen Umständen ist es nahezu unmöglich, nicht misogyn zu sein. 
Misogynie ist uralt, aber sie unterliegt einem steten Wandel in ihren spezifischen Auswüchsen und Erzählungen. Misogynie ergibt sich nicht ‘natürlich’ und erfüllt insbesondere bestimmte Funktionen: zur reproduktiven Kontrolle, zur Aufrechterhaltung und Legitimierung der Vorherrschaft des Männlichen, zur Niederschlagung von Widerständen oder zur geschlechtlichen Arbeitsteilung im Kapitalismus. Viele dieser Erzählungen über die ‘Natur des Weiblichen’ existieren bis heute nahezu unverändert.

Unter diesen gesellschaftlichen Bedingungen ist es für diejenigen, die sich mit Weiblichkeit identifizieren, nahezu unmöglich, ein eindeutiges, widerspruchsfreies Verhältnis zu Weiblichkeit einzunehmen.
Natürlich erfahren Menschen mit verschiedenen Positionierungen im Patriarchat Misogynie unterschiedlich.  Ebenso unterschiedlich ist auch der Umgang verschiedener Personen mit Misogynie. Für manche Personen ist es wichtig, weiblich konnotierte  und abgewertete Eigenschaften zurückzugewinnen, sie positiv zu besetzen und sie zu feiern. Für andere Personen ist es viel wichtiger, sich von stereotypen Erwartungen zu befreien und damit aus der auf sie auferlegten Geschlechtszuschreibung auszubrechen. Den einen richtigen Umgang gibt es dabei nicht und jede Praxis birgt auch ihre Fallstricke. Weiblich konnotierte Eigenschaften positiv zu besetzen und zu feiern kann binäre Geschlechterrollen stärken und andere in dieselben Eigenschaften einengen. Sich als emanzipatorische Praxis von weiblich konnotierten Eigenschaften abzugrenzen, kann wiederum Männlichkeit als Ideal und Norm stärken.

Selbstverständlich nehmen auch cis-geschlechtliche, heterosexuelle Männer im Patriarchat ein Verhältnis zu Weiblichkeit ein. Dieses ist in der Regel allerdings von Abgrenzung, Verachtung, Hass und Abwertung geprägt. Misogynie ist dabei kein Problem bestimmter ‘schlechter’ oder ‘toxischer’ Männer, denn auch ‘kritische Männer’ internalisieren Misogynie. Wie cis-geschlechtliche, heterosexuelle Männlichkeit und Misogynie zusammenhängen wollen wir in den kommenden Texten beleuchten, um die Verbindungen zwischen Männlichkeit, sexueller/sexualiserter Gewalt und Täterschaft zu verstehen. Denn Gewalt gegen Frauen und Queers, Femizide und Vergewaltigungen sind allgegenwärtig und werden in den allermeisten Fällen durch cis Männer ausgeübt. Stay tuned!

Um die Zeit bis zu den nächsten Texten zu überbrücken, haben wir hier noch eine empowernde ‘Kill Misogyny’ Playlist für euch zusammengestellt. Support your FLINTA* Artist! 🙂

Empfehlungen

Außerdem haben wir hier noch ein paar Quellen gelistet, die sich mit Misogynie aus unterschiedlichen Perspektiven befassen, die für uns empowernd und/oder aufschlussreich waren. Für eine gemeinsame feministische Praxis ist es gerade auch für diejenigen, die nicht von Misogynie betroffen sind, wichtig, sich mit den Erfahrungen und Lebensrealitäten derjenigen auseinanderzusetzen und zu solidarisieren, die den Scheiß jeden Tag erleben.

📝Text
📚Bücher
  • ‘Wut und Böse’ von Ciani-Sophia Hoeder (Werdet wütend gegen das Patriarchat!)
  • ‘Female Choice’ von Meike Stoverock
  • ‘A short History of Transmisogynie’ von Jules-Gill Peterson (auf die Empfehlung von lieben friends, nur auf Englisch)
  • ‘Support your sisters not your cisters’ von FaulenzA (sehr einfach verständliches und nahbares Buch über Transmisogynie)
  • ‘Das Buch von der Stadt der Frauen’ von Christine de Pisan (Eine Fiktion gegen Misogynie von 1405 – wieder auf Empfehlung von friends)
  • ‘Pleasure Activism’ von adrienne maree brown (Eine Sammlung von Texten zum Thema Lust und Genuss und deren Reclaiming als Formen politischen Aktivismus aus den verschiedensten intersektionalen Perspektiven, nur auf Englisch)
🎬 Film
  • ‘Natürlich Blond’ (Entlarvt Misogynie auf eine lustige in-your-face Art und Weise. Achtung, es gibt einzelne queerfeindliche Szenen und die Darstellung der Charaktere of Color folgt in vielen Teilen rassistischen Stereotypen.)
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