Aktives Zuhören

Anmerkung: Dieser Text ist ein Auszug aus dem Zine “Who Cares – Wer sorgt sich hier um wen?” von den Patriarchat Zerschmetterlingen (Instagram: @patriarchat_zerschmetterlinge).

Aktives Zuhören ist eine Gesprächstechnik, bei der die Zuhörer*in all ihre Aufmerksamkeit dem Gegenüber widmet, um zu versuchen sie/dey/ihn zu verstehen. Diese Praktik kommt eigentlich aus dem Therapie- und Beratungssetting, kann aber in jeder Beziehung angewendet werden. Das Aktive Zuhören ist besonders gut geeignet, um den Gefühlen, Wünschen und Bedürfnissen der erzählenden Person Raum zu geben. Es geht darum, sich von seinen eigenen Perspektiven und Bewertungen loszulösen und zu versuchen, die Perspektive der erzählenden Person einzunehmen.

Worauf ist zu achten?

1) Setting

Sucht euch für das Gespräch einen angemessenen, ggf. ruhigen und angenehmen Ort, andem eine gemütliche Stimmung herrscht und ihr euch beide wohlfühlt zu sprechen und zuzuhören.

2) Nonverbale Techniken

Tritt der sprechenden Person mit offener, natürlicher und ruhiger Körperhaltung entgegen. Verschränkte Arme oder abwertende Mimik und Gestik solltest du vermeiden. Anstelle dessen, versuche eher eine spiegelnde Körperhaltung einzunehmen, da das dazu führt, dass du offen und am Gespräch interessiert erscheinst. Ausreden lassen! Versuche, dem Gefühl zu widerstehen, Stille mit Fragen oder anderen Gesprächsinhalten zu füllen. Redepausen sind gut für die erzählende Person, da sie/dey/ er die Möglichkeit hat Luft zu holen und Gedanken zu ordnen.

3) Verbale Techniken

Nachfragen:

Das Nachfragen sollte beim Aktiven Zuhören ausschließlich explorierend sein, was bedeutet, dass es um das Erfragen und Erkunden von weiteren Erzählinhalten geht. Versuche dabei keine neue Themen zu eröffnen. Auch wenn es zuerst schwer fällt, wenig Nachfragen zu stellen, ist es ratsam abzuwarten, da in der Praxis auffällt, dass sich Fragen im Verlauf des Gesprächs oft von selbst auflösen. Wichtig ist auch, dass du keine Suggestivfragen stellst, da diese die Antworten schon vorwegnehmen könnten oder eigene Gefühle / Meinungen miteinbringen.
NEGATIV-Beispiele für Suggestivfragen können sein: „Da hast du dich bestimmt schlecht/gut/beschämt gefühlt, oder?“
„Du bist doch sicher der Meinung, dass…?“ 

Paraphrasieren:

Paraphrasieren bedeutet nicht nur, das Gesagte zu wiederholen, es geht darüber hinaus. Beim Paraphrasieren gibt die Zuhörer*in das Gehörte in eigenen Worten wieder, um sicherzustellen, das alles richtig verstanden wurde. Auch hier sollten eigene Meinungen komplett außen vor gelassen werden. Paraphrasieren sollte nicht inflationär genutzt werden, kann aber bei längeren Gesprächen helfen, sich nicht misszuverstehen und der Erzähler*in Chancen geben, falsche Eindrücke zu korrigieren, bevor weitergeredet wird. Einstiege in das Paraphrasieren könnten sein: „Habe ich richtig verstanden, dass…?“, „Meinst du damit, dass…?“, „Du sagtest gerade, dass …“, „Wenn du sagst, dass … bedeutet dies dann, dass…?“

Zusammenfassen:

Zusammenfassen ist eine wertschätzende Möglichkeit, der erzählenden Person zu zeigen, dass das aktive Zuhören nun beendet wird. Zusammenfassungen zeigen noch einmal, dass wirklich zugehört und verstanden wurde. Gleichzeitig fordert es viel Konzentration und Bereitschaft, seid also gnädig mit euch selbst. Zusammenfassen, aber auch die anderen Techniken sind dazu da, geübt zu werden! 

Wann Aktiv Zuhören?

Besonders hilfreich kann das Aktive Zuhören in Streits oder Situationen sein, in denen ihr Bedürfnisse innerhalb eurer Beziehung aushandelt, aber auch, wenn eine Person gerade von einem Problem berichtet. Ihr könnt euch z.B. wechselseitig für eine gewisse Zeit Zuhören, oder zur Gewohnheit machen, zuerst aktiv zuzuhören, bevor ihr der anderen Person Lösungsvorschläge unterbreitet.